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Montana
sagrada, La |
Original
Titel |
Holy
Mountain, The |
Deutscher
Titel |
Mexiko
1975 |
Land |
Alejandro
Jodorowsky |
Regisseur |
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Ein
Alchimist bereitet eine Zeremonie vor, in deren Verlauf er
zwei Frauen die Haare abscheidet und sie zur "Demut" zwingt.
Ich habe einige Probleme diese Szene zu deuten,
für mich bedeutet das Abschneiden der Haare
eigentlich immer, den Versuch einer Frau ihre "Weiblichkeit" zu
nehmen - was Herr Jodorowsky uns damit sagen möchte,
bleibt mir verborgen.
Ein Mann/Dieb - Jesus ähnlich - liegt auf
dem Boden einer Landschaft - Müllhalde. Er uriniert
in seine Hose, ein an Armen und Beinen amputierter
Mann taucht auf. Eine Gruppe von nackten Kindern
erscheint und kreuzigt die Jesus ähnliche Gestalt
- der Amputierte rettet ihn vor der Steinigung.
In einer Großstadt kommt es zu zahlreichen Erschießungen,
das Blut der erschossenen Menschen ist blau - Soldaten tragen blutige,
abgezogene, gekreuzigte Lämmer durch die Straßen. Aus der
offenen Wunde eines erschossenen Kindes fliegen Vögel zum Himmel.
Die Seele die zum Himmel aufsteigt?
Der Mann (Dieb/Jesus) und der Krüppel finden sich in einem
Szenario mit römischen Soldaten wieder, diese schaffen Kopien
von dem Bewußtlosen (Dieb/Jesus)- als er erwacht und das merkt,
zerstört er die Kopien und vertreibt die Römer.
Hierfür gibt es drei logische
Erklärungen.
1. Eine Anklage an die Menschen, was sie aus der Kirche gemacht haben.
2. Eine Anklage an die Kirche.
oder im biblischen Sinne:
3. Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel.
Der Dieb trägt eine der
Staturen fort und begegnet einer
Gruppe Frauen (Huren).
Die Versuchung durch das Weib.
Er bringt die Statur in eine
Kirche - wird aber dort vertrieben
- danach verspeist er das Gesicht
der Statur. Er befestigt die Statur
an einigen Ballons und läßt
sie zum Himmel aufsteigen.
Ich weiss nicht, ich glaube er
will damit Jesus von diesem "Gottlosen" Ort
entfernen.
Der Dieb betritt einen Tempel
im Mittelpunkt der Stadt, nachdem
er die Regenbogenfarbenen Gänge
durchquert hat, trifft er auf den
Alchimisten. Es kommt zum Kampf -
der Alchimist lähmt den Dieb
und läßt ihm ein blaues
Geschwürähnliches Huhn
aus dem Nacken schneiden - das
sündige Fleisch? - Nachdem
der Dieb in einem "Baderaum" seinen
Darm entleert hat, verwandelt der
Alchimist das Exkrement in Gold und
sagt zu dem Dieb das auch er ein
Exkrement ist, aber zu Gold werden
kann.
Der Alchimist stellt dem Dieb die Vertreter von sieben Planeten vor.
- Fon vom
Planeten Venus - Ein Kosmetikfabrikant oder besser gesagt,
für menschliche Ersatzteile zuständig.
- Isla vom
Planeten Mars - Eine skrupellose Waffenfabrikantin.
- Klen vom
Planeten Jupiter - Ein Kunsthändler mit ungewöhnlicher "Art".
- Sel vom
Planeten Saturn - Eine Spielzeugfabrikantin die kein Spielzeug
herstellt.
- Berg vom
Planeten Uranus - Ein Politiker mit allen Schwächen.
- Axon vom
Planeten Neptun - Ein sadistischer Polizeichef.
- Lut vom
Planeten Pluto - Ein Architekt im Größenwahn.
In kurzen
Geschichten werden die Vertreter der Planeten vor-/dargestellt.
Da es sich hier um grundsätzlich böse
und verkommene Menschen handelt, sind es natürlich
die mächtigsten ihrer Planeten - ob das ein
Klischee ist oder den weltlichen Tatsachen entspricht,
muß jeder für sich selbst entscheiden.
Die Vorstellung der Vertreter der Planeten gehört zu den interessantesten
Passagen des Films, darum möchte ich davon nicht zu viel verraten.
Die Gruppe (Alchimist, Dieb und die 7 Vertreter
der Planeten) machen sich auf den Weg zum Heiligen
Berg auf der Lotusinsel, auf dem "die" 9
Götter leben - dort will man das Geheimnis des
Lebens bzw. der Unsterblichkeit erlangen. Nach einer
Verbrennung des "Mammon" = Geld,
steigt man selbst durch das Feuer.
Nach einer Phase der Selbstfindung macht man sich auf den heiligen Berg
zu erklimmen - die Durchquerung einer mysteriösen Stadt wird zu
einer letzten Versuchung für die Gruppe.
Während man nun in den "realen" Bildern glauben könnte,
das man eine Gruppe "Bergtouristen" begleitet, steigern sich
die Wahnvorstellungen der Gruppe ins Extreme - die erschreckende Bilder
von Greultaten zur Folge hat.
Möchte ich jetzt nicht zu viel zu schreiben - die sehr ausdrucksstarken
Bilder, die von einer der merkwürdigsten Kastrationen bis zur
Konfrontation mit einer "Horde" Spinnen reichen, muß man
gesehen haben. Es kommt noch dazu das dieser Teil des Films doch wesentlich "klarer" erscheint
als die erste Hälfte und die besagten Szene deshalb doppelt stark
wirken.
Am Ende müssen die Teilnehmer (speziell die Vertreter der
Planeten) erkennen, das sie nicht das bekommen werden was sie erwartet
haben, aber doch um eine "Erfahrung" oder auch "Lehre" reicher
geworden sind (das möchte man jedenfalls glauben).
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Diesen
Film wirklich einschätzen ist nahezu unmöglich, einen "Unterhaltungswert" hat
er nicht und diesen Anspruch will er wohl auch gar nicht erfüllen.
Der Zuschauer muß sich auf eine gewaltige, beeindruckende
Bilderflut einstellen, die in ihren Andeutungen zwar manches
mal sehr "schwammig" ist, aber Möglichkeiten der
eigenen Deutung bietet. Ich bin auch gerade mal bei der Hälfte
meiner oben genannten Interpretationen sicher, gerade bei den
religiösen Anspielungen, die den Film von vorne bis hinten
durchziehen, ist man schon versucht immer gleich an deutliche
Kritik, fast höhnisches Verspotten der Kirche zu glauben
- ob das in jedem Fall immer richtig ist, bezweifele ich mal
- wer sich die Religion so als Thema wählt, hat meiner Meinung
nach andere Motive, die eher in die Richtung der "menschliche
Plage" in einer ansonsten klaren Vorgabe der Religion gehen
oder das was man auch als Sozialkritik bezeichnen könnte.
Das ändert sich eigentlich nur zum Schluß, bei dem
die Religion eine eher untergeordnete Rolle spielt und durch
eine überraschend klare Aussage ersetzt wird, bei der die
Beteiligten An-/Einsichten erlangen, die sie nicht erwartet haben.
Ob einem das nun gefällt oder nicht, muß jeder für
sich selbst entscheiden, die Bilderflut ist beeindruckend, phantastisch
und läßt Raum für eigene Interpretation - ob
das jedem so gefällt ist zu bezweifeln. Ich finde den Film
schwer beeindruckend - einmal ansehen und "abhaken" reicht
hier aber nicht.
Versionshinweise am Ende des El
Topo Reviews.
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