Pig Original Titel
- Deutscher Titel
USA 1998 Land
Rozz Williams + Nico B. Regisseur

Die Reise beginnt unmotiviert - das Zusammenpacken der Utensilien geschieht eher belanglos - auffällig nur das es sich nicht um die normale Ausstattung eines Reisenden handelt, sondern eher um Dinge die eine Bedeutung für den Protagonisten haben - welche bleibt dem Zuschauer vorerst verborgen.
Rückblende/Vorausschau - der Mann hat offensichtlich getötet, warum wissen wir nicht.
Die Gestalt verläßt seine Wohnung - weder die Erscheinung, noch sein Wagen oder sein Reiseziel passen zusammen - er fährt durch eine Wüstenlandschaft.
Er trifft auf einen Fremden dessen Gesicht vollständig bandagiert ist, warum der Mann bereitwillig in das Auto steigt erfahren wir nicht.
Ein verlassenes Haus - die Männer betreten die Räumlichkeiten, die dem Fahrer offensichtlich nicht fremd sind.
In der nächsten Szene sind einige entscheidende Dinge schon vollzogen - der Fahrer zeigt sein wahres Gesicht ohne es wirklich zu zeigen, sein Kopf wird jetzt von einem Schweinekopf bedeckt. Sein Gast hängt frei im Raum.
Die beiden gehen in den Keller, der Entführer öffnet seinen Koffer, neben wenigen Dingen des alltäglichen Lebens finden sich auch Gegenstände die nur einen Sinn und Zweck für ihn haben - Schmerzen - ein Buch "Why God Permits Evil" dient ihm anscheinend zur Inspiration.
Nachdem der Mann die Bandagen teilweise löst, sehen wir das Auge des Opfers - wenn wir auch nicht genau wissen wie er in diese Situation gekommen ist, ob nun teilweise freiwillig oder durch eine falsche Einschätzung seiner Lage, was man jetzt sieht ist Angst und Panik.
Nachdem der Killer sein Werkzeug ausgebreitet hat, beginnt er sein Opfer auf unterschiedlichste Art und Weise zu foltern - ersticken, piercen der Genitalien, er ritzt das Wort Pig mit einer Rasierklinge in seine Brust - zwischendurch immer wieder das Buch, das ihm als Anleitung dient.
Täter und Opfer "verschmelzen" in- und miteinander, auch optisch - der Killer vollendet sein Werk.

Der Mörder in diesem Film ist vielleicht ein Serienmörder obwohl wir das ja eigentlich gar nicht wissen oder beurteilen können - wir möchten es glauben, wer so selbstverständlich tötet, hat es schon vorher getan und wird es wieder tun oder tut er das alles nur sich selbst an?
Zum "normalen" Serienmörder/Massenmörder/Killer Film den uns Hollywood seit Hannibal, John Doe und Konsorten in regelmäßigen Abständen serviert, klaffen hier Welten, kein kultivierter, eleganter, von allen bewunderter Doktor und auch kein sich immer wieder neue hochkomplizierte Fallen und Schandtaten ausdenkender Wahnsinniger - der schon wieder ein so merkwürdig perfektes Verhalten an den Tag legt, das man an seinem Wahnsinn eher zweifeln möchte, sondern ein Namenloser, ohne Plan, ohne sichtbare Motivation, vielleicht sogar ohne Verstand - sicherlich realistischer als alles andere zum Thema (soweit man das beurteilen kann), aber natürlich lange nicht so "Massentauglich" und "Unterhaltsam" wie die Mainstream Killer - fraglich nur ob so ein Film unterhalten soll/will bzw. muß.
Die ganze Szenerie ist grob, schmutzig und beängstigend - die gemeinsame Arbeit von Nico B. und dem früheren Christian Death Sänger Rozz Williams hätte an Intensität kaum heftiger sein können, viele der Folterungen, ob nun das Schneiden oder Piercen, waren nicht gestellt, womit der Film eine ganz neue "Qualität" bekommt, der unverständliche Ton und die Musik von Rozz Williams tun ein übriges.
Für Rozz Williams wohl so etwas wie ein Selbstexorzismus, da vieles so aussieht als ob er es sich selbst antut - sein Selbstmord einige Zeit nach Beendigung des Films läßt viele Fragen offen, die uns wohl dauerhaft niemand beantworten kann.
Pig ist ein 23minütiges Erlebnis der besonderen Art, das sich in keine Schablone pressen läßt - Underground ist ein viel zu überstrapaziertes Wort um ein Genre für ihn zu finden und selbst der Umstand, das der Film realistisch erscheint, bringt uns nicht weiter - wer weiss schon genau wie solche Taten, Umstände realistisch aussehen und wer will das wissen bzw. muß das wissen - das Leben dieses Killers ist schmutzig, gemein, verzweifelt und reißt ihn und andere ins Verderben - mehr muß man wohl nicht wissen - ob das die geeignete Unterhaltung ist, wenn es eine ist, muß jeder für sich selbst entscheiden. Nur eins auf den Weg, Mörder sind keine Helden ... auch wenn Hollywood uns das gerne so vorzeigen möchte.

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