Thriller - En grym film / Thriller: A Cruel Picture / They Call Her One-Eye Original Titel
Thriller - Ein unbarmherziger Film Deutscher Titel
Schweden 1974 Land
Bo Arne Vibenius Regisseur

Madeleine sieht die Welt noch mit den Augen eines aufgeschlossenen Kindes, sie hat noch Vertrauen in die Welt. Dieses Vertrauen wird auf das Bitterste enttäuscht. Sie begegnet beim spielen im Wald einem "netten älteren Herren" und wird von ihm mißhandelt, der Mann wird zwar schnell gefaßt, aber nicht in der Lage das Unfaßbare in Worte zu fassen, verliert Madeleine ihre Stimme. Sie lebt zwar weiter auf der Farm ihrer Eltern, ist aber trotz ihrer Jugend bereits innerlich zerstört.
15 Jahre später - Ihr Peiniger ist längst aus dem Gefängnis entlassen - für Madeleine hat sich nichts geändert und ihre Leiden sollen erst beginnen.
Als Madeleine eines Tages ihren Bus verpaßt, ist Tony zur Stelle - ein schnelles Auto, weltmännisches Auftreten und sie verliert ihre Angst und steigt in seinen Wagen ein. Tony verhält sich wie erwartet, er lädt sie zum Essen ein und auch sonst läßt sein Verhalten keinen Wunsch unerfüllt.
Doch Tony hat ganz andere Pläne - er betäubt Madeleine und setzt sie systematisch unter Drogen. Sie versucht zwar aus dieser Hölle zu entkommen, wird aber wieder eingefangen. Tony eröffnet ihr seine Pläne - für ihre zweimal täglich benötigte Drogenration soll sie für ihn als Hure anschaffen gehen.
Ihrem ersten Kunden zerkratzt Madeleine das Gesicht und Tony greift zu noch härteren Mitteln - mit einem Skalpell schneidet er ihr ins Auge und aus Madeleine wird "One-Eye", sie bedeckt ihr zerstörtes Auge mit einer Augenklappe - sie hat nun keine Möglichkeit mehr sich zu wehren.
Ihre Leidensgenossinnen können ihr nicht weiterhelfen, sie teilen ihr Schicksal, genauso ohne die Möglichkeit zu entkommen. Immer wieder muß Madeleine sich gegen ihren Willen mit dem widerlichsten Abschaum abgeben, um an ihre Drogen zu kommen.
Bei einem Besuch zu Hause, muß sie feststellen das ihre Eltern Selbstmord begangen haben - Briefe die angeblich von ihrer Tochter an sie geschickt wurden, haben ihnen den letzten Grund zum Weiterleben genommen - Tonys Plan geht in jedem Punkt auf ... so scheint es zumindest, denn Madeleine will sich wehren. Das kann sie natürlich nicht alleine schaffen, also sucht sie sich Hilfe bei ihrer Rache, verschiedene Männer schulen sie im Kampfsport, im Schießen und Auto fahren. Madeleine erweist sich als gelehrige Schülerin und kommt der Ausführung ihrer Pläne immer näher. Da sie aber auch ihre Drogensucht weiter befriedigen muß, geht sie auch ins Bordell zurück. Madeleine wird dabei von immer neuen Widerlingen - ob nun Mann oder Frau - mißhandelt, was ihre Anstrengungen sich zu rächen und dieser Hölle zu entkommen, nur noch verstärkt.
Nachdem Madeleines Ausbildung abgeschlossen ist und sie sich mit Waffen eingedeckt hat, sucht sie ihre Peiniger auf - nachdem der Erste von ihr getötet worden ist (ein ehemaliger Kunde), wird Tony unruhig. Er will mit seinen Kumpanen fliehen, wird dabei aber von Madeleine erwischt - Tony entkommt zwar, den anderen ergeht es schlechter. Sie sterben im Kugelhagel von Madeleines Schrotflinte. Für Tony hat sich die Situation entscheidend geändert (vor allem nachdem er erfährt das Madeleine weiter auf der Jagd ist), bei ihm herrscht jetzt nackte Panik und er schickt seine Killer los. Die stellen Madeleine, sind hier aber nicht gewachsen und finden den Tod. Das gilt auch für die eintreffende Polizei, die ebenfalls nicht verschont wird.
Tony ist nun klar das er nicht entkommen kann und sich Madeleine stellen muß, allerdings unterschätzt er sie immer noch, nur von den Gedanken an Rache und dem Entkommen aus ihrer aussichtslosen Situation angetrieben, trifft sie auf Tony und ihre Rache ist furchtbar.

Rape & Revenge:
Es gibt wohl kaum ein Genre das so geächtet wurde und immer noch wird, wie der Bereich Rape & Revenge (das gilt nicht nur für Deutschland) - man muß leider sagen, oft kann man das zumindest verstehen, wenn auch die Be-/Einschränkung fiktiver Filme nicht zu tolerieren ist. Was bei vermeintlichen "Klassikern" wie I Spit On Your Grave, Mothers Day oder Last House On The Left an Terror rüberkommt, wird leider nur zu oft mit sensationslüsternen Revenge und vor allem Rape Bildern verbunden. Diese können leider den Charakter der Filme nicht so rüberbringen wie es eher sein sollte - als Darstellung der menschlichen Abgründe von beiden Seiten aus, also von Täter und Opfer zugleich. Den meisten dieser Filme kann man da höchstens einzelne Teile abgewinnen, so z.B. bei Last House On The Left, der diabolische Hauptdarsteller David Hess, der in seinen Rollen all das personifiziert was "Böse" und "Gemein" ist, die Darstellung der Taten ist aber meist so drastisch, das viele Filmfans - auch die grober Kost - mit diesem Umgang nicht klarkommen, hauptsächlich dem mißhandeln von Frauen. Dieses Genre ist eben mit keinem anderen vergleichbar und auch wenn z.B. in "Roughies", "Nunploitation" und anderen "Terrormovies" gerade mit Frauen nicht sehr zaghaft umgegangen wird, sind viele Rape & Revenge Streifen zu einem Zelebrieren von Vergewaltigungen geworden und das ist für mich als "Unterhaltung" sehr zweifelhaft - jüngstes Beispiel ist da Eric Stanzes Scrapbook, der für mich trotz der Intention, das er einen Serienkiller, ohne Beschönigung, so zeigen will wie er eben ist, der Film eines Regisseurs ist, der dringend ärztliche Hilfe benötigt - man kann es sehen wie man will, in Deutschland sind die bekanntesten Filme dieser Art schnell auf der Beschlagnahmeliste gelandet. Ich halte das für Zensur, auch wenn ich diese Filme nicht mag, man sollte schon die Wahl haben.
zum Film:
Thriller: A Cruel Picture bildet unter den Rape & Revenge Filmen sicher eine Ausnahme, als Urvater aller Filme dieses Genres gefeiert, sollte das aber auch ein Minimum sein. Die Rache Geschichte von Madeleine ist darum auch mehr als nur die Geschichte eines Massakers nach einem lang andauernden Verbrechen - eigentlich ist es ein Flucht vor ihren Peinigern, denen sie nicht anderes entkommen kann.
Das was ihr angetan wurde ist von der ersten bis zur letzten Minute so furchtbar, das man am liebsten wegschauen möchte - die schrecklichen Erlebnisse als Kind (die hier natürlich nur im "Off", also überhaupt nicht zu sehen sind - das sollte aber auch logisch und selbstverständlich sein), später zur Prostitution gezwungen, ein Auge wurde ihr herausgeschnitten (eine furchtbare Szene) und die pausenlosen Mißhandlungen - die durch die in den Film reingeschnittenen Hardcore Szenen noch verstärkt wurden, diese Passagen (mit Körperdouble gedreht) sind durch die Kameraeinstellung und die Machart extremst endwürdigend und auch etwas fragwürdig, der Film hätte auch ohne diese funktioniert.
Erwähnenswert sind hier auch noch die grundsätzlich in Zeitlupe gedrehten "Aktionszenen", die schon etwas zelebriert wirken (die Einschüsse vor allem) - das kann natürlich auch andere Gründe haben, so einfach sind "gute" Aktionsequenzen ja auch nicht zu koordinieren.
Hauptdarstellerin Christina Lindberg ist einfach hervorragend, sie spielt hier wirklich die Rolle ihres Lebens und der Film steht und fällt mit ihrem auftreten. In ihrem langen schwarzen Mantel, bewaffnet und wie ein einsamer Rächer ausschauend, erinnert sie einen an den Tod in Person - alle anderen sind nur Staffage, wenn auch zweckdienlich - gerade Heinz Hopf als Tony, der an Sadismus kaum zu überbieten ist (nach dem er Madeleine verstümmelt hat, nennt er sie unter anderem "The Pirate", in Anspielung auf ihre Augenklappe - wem es da noch nicht "hochkommt", der hat bessere Nerven als ich). Natürlich kommt hier der Gedanke auf, das diese Frau ihre Rache verdient hat, aber jeder halbwegs normale Filmfan sollte wissen wo der Film aufhört und die Realität anfängt - aber das wird "uns" ja des öfteren abgesprochen.
Empfehlung:
Ja und Nein - der Film ist sehenswert und eigentlich möchte ich ihn ohne Einschränkung empfehlen, aus Gründen auf die ich gleich noch komme, kann es aber passieren das man mit einer falschen Erwartungshaltung an Thriller herangeht - der Film ist weder Aktion, noch Unterhaltung im üblichen Sinne und schon gar nicht mit Kill Bill vergleichbar (dazu später mehr) - für aufgeschlossene Filmfans wird sich aber doch etwas zeigen, was andere Filme nicht zu bieten haben und das macht ihn so interessant und hebt ihn auch von den meisten Rape & Revenge Schocker ab (die ich meistens nicht mag).
Hintergrund:
Regisseur Bo Arne Vibenius hat mit Thriller ein Film geschaffen, der eigentlich immer ein Geheimtip war. Es gab aber auch reichlich Probleme - das Alter seiner Hauptdarstellerin - es wurde zeitweise an ihrer Volljährigkeit zu den Drehzeiten gezweifelt, was sich aber als Blödsinn herausgestellt hat - Christina Lindberg, geboren 1950 - Thriller 1974, den Rest kann man sich selbst ausrechnen und ich denke man sieht ihr das auch an. An eine weltweite Veröffentlichung war trotzdem nicht zu denken, ein ausreichend großes Publikum war nicht vorhanden. Eine Veröffentlichung "nur" in Schweden war eher unwahrscheinlich, also entschied sich Herr Vibenius dazu, Thriller an das USAmerikanische Underground Label Synapse Films zu verkaufen und zwar für ganze 10.000 US Dollar. Da passierte etwas merkwürdiges, Kill Bill Regisseur Quentin Tarrantino nannte Thriller in der Liste der Filme, die ihn bei der Realisierung von Kill Bill inspiriert hatten und schon war der Run auf die 2004 veröffentlichte Synapse DVD da und Vibenius war stocksauer. Es folgten einige schlimme Aktionen von Vibenius - seine E-Mail Aktion, unter falschem Namen, an diverse Händler, das man ihm seinen Film gestohlen hat ist ja schon fast legendär (legendär mies), es folgten weitere Kampagnen und Synapse versprach ihm eine Umsatzbeteiligung - insgesamt mehr als peinlich.
Es ist aber auch komisch das Tarantino Thriller in seiner unendlich langen Liste von Filmen aus denen er gekla... Sorry, ist ja eine Hommage - also die ihn inspiriert haben, ausgerechnet Thriller gewählt hat. In Kill Bill geht die Rache ja von der Braut aus und seiner Aussage nach hat er ja Madeleine auf Elle Driver übertragen - paßt irgendwie nicht so richtig - außer der Augenklappe, aber das hat wohl gereicht.

Alles in allem eine Empfehlung: Holt Euch die DVD bevor sie ausverkauft ist (limitiert auf 25.000 Stück) - sollte aber eine Zeit lang reichen. Ich befürchte das so einige den Film auch wieder verkaufen werden, falsche Erwartungen halt.


Home - News - Filme - Sonstiges - Banner - Links - Kontakt - Top

NEWS
FILME
SONSTIGES
BANNER
LINKS
KONTAKT
IMPRESSUM
 
URL dieser Seite

die-ritze.com
weird-movies.com